Suchergebnisse werden geladen...
Keine Filter aktiv
0 Ergebnisse

© freepik.com/freepik

Die Wichtigkeit der Abrechnung

  • 30. Juni 2023
  • Lesezeit: 5min
  • 0 Kommentare
In vielen Seminaren, Beratung und persönlichen Gesprächen mit Praxisinhabern, Laborinhabern und Angestellten ergeben sich nahezu überall ähnliche Problemstellungen:




  • wachsende Bürokratie
  • Personalmangel
  • steigende Kostenstrukturen
  • gestiegene Inflation
  • massiv gestiegene Material- und Energiekosten

Im ohnehin schon stressigen Arbeitsalltag sind diese Herausforderungen eigentlich bereits genug. Hinzukommen aber auch „neue“ gesetzliche Regelungen, wie die MDR (EU2017/745), und die richtige und vorteilhafte Abrechnung.
Dem gegenüber stehen teilweise unterschiedliche Hemmnisse und Glaubenssätze, wie etwa „Ich kann ja meine Preise nicht erhöhen – dann verliere ich den Kunden.“
Diesen Satz höre ich sehr oft in Abrechnungsseminaren. Sind wir einmal ehrlich – haben wir denn wirklich schon einmal sofort einen Kunden verloren, wenn wir die Preise angehoben haben?
Selbstverständlich bergen Preisanpassungen das Risiko der Ablehnung. Die Frage ist nur ob, die sich ergebenden Vorteile dieses Risiko nicht doch wert ist.
Hier kommt noch ein weiterer Faktor ins Spiel – die Betriebswirtschaftlichkeit! Kennen wir eigentlich unsere Kostenstruktur? Kennen wir unseren Kosten-Stundensatz (genau und nicht geschätzt)? Kennen wir eigentlich unseren Deckungsbeitrag? Wissen wir eigentlich, welchen Ertrag wir an welchem Auftrag erzielen (oder ziehen wir uns in die „Mischkalkulation“ zurück)?

Ein weiterer Punkt ist die Abrechnung!

Wie gut rechnen wir ab?
„Der Kunde gibt uns sowieso vor, was wir abrechnen dürfen!“. <br< Bekannte Sätze, die sich aber nicht pauschal auf alle Zahnarztpraxen beziehen können. Vielleicht dienen solche Aussagen auch dazu, eben doch nichts zu ändern und damit ein Risiko einzugehen? Und selbst, wenn es im Einzelfall so sein sollte – was hindert uns daran, neue Kunden zu akquirieren?
Innerhalb des BEL II und der BEB gibt es in nahezu jedem Labor ungenutzte Abrechnungspotentiale, die sich auch umsetzen lassen. Kennen wir diese Potentiale? Im Laufe der Jahre habe ich über 37.000 Teilnehmer in meinen Seminaren begrüßen dürfen. Hiervon waren aber ca. 75% KEINE Zahntechniker, sondern die Mitarbeiter aus der Verwaltung/Abrechnung.
Die Teilnehmer beklagen seit meinem ersten Abrechnungsseminar nahezu immer die gleiche Problematik: Die Leistungsdokumentation der Zahntechniker für die Verwaltung.
Besonders alarmierend ist es, wenn ich in Zahnarztpraxen und Dentallaboren erlebe, wenn keine aktuelle BEL-Preisliste verwendet wird.
„In meiner Region sind die Preise halt nicht so hoch!“
In digitalen Zeiten spielt es eigentlich nur noch bedingt eine Rolle, wo der Kunde ansässig ist. Können wir unsere erstklassigen Dienstleistungen nicht auch überregional anbieten?
„Ich muss doch auch vor Ort sein!“ Ist dieses Argument in digitalen Zeiten noch zu 100% gültig? Wieso kann das eine Labor überregional tätig sein und das andere nicht? Wieso kann das eine Labor dadurch an ein „besseres“ Kundenklientel kommen und das andere nicht?
Vielleicht liegen die Antworten in der vielzitierten „Komfortzone“!
Nichts zu verändern bedeutet praktischerweise auch, kein Risiko eingehen zu müssen. Nichts zu verändern bedeutet aber auch, dass keine Verbesserungen stattfinden werden.
Gleichzeitig verfolge ich auch die notwendige Diskussion über das BEL II und die geforderten Veränderungen, sowohl inhaltlich als auch in der Honorierung.
Aber wollen wir das wirklich als Begründung hinnehmen, nichts an unserer Situation zu verändern?
Die oben beschriebenen Problemstellungen gab es in dieser geballten Form noch nie.
Wir müssen hier selbsttätig die notwendigen Veränderungen einleiten und können nicht darauf warten, dass sich schon alles „irgendwie regeln wird“.
Es geht darum, die finanziellen Voraussetzungen zu erzeugen, um die jetzigen und kommenden Herausforderungen zu bestehen. Ein Aspekt, der sich am schnellsten verbessern lässt, ist die Dokumentation der erbrachten zahntechnischen Leistungen und der daraus resultierenden Abrechnung. Sicherlich lassen sich nicht alle erbrachten Leistungen bei jedem Kunden umsetzen. Wenn wir diese erbrachten Leistungen aber bereits in der Dokumentation auf dem Technikerzettel außer Acht lassen, werden wir sie niemals abrechnen. Softwareseitige Möglichkeiten können unterstützend sein. Leistungsketten, Jumbos oder Abrechnungskomplexe können uns sehr gut in der Abrechnung unterstützen – benötigen aber in der Erstellung ein ausgeprägtes Fachwissen in den Abrechnungsbereichen auf Seiten der Verwaltung des Zahntechnikers.
Im Zuge der Dokumentation von zahntechnischen Leistungen kommt es zwangsläufig auch zu einem weiteren (neuen) Aufwand – die Erfüllung der Anforderungen der MDR (EU2017/745). Unabhängig davon, ob wir diesen Dokumentationsaufwand für sinnvoll oder richtig halten, müssen wir diese, Dokumentationspflicht trotzdem nachkommen. Im Gegensatz zum MPG wird die Umsetzung der MDR bereits seit über zwei Jahren sowohl in Zahnarztpraxen als auch in den Dentallaboren von den jeweiligen Landesbehörden geprüft.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass eine reine Chargendokumentation bei weitem nicht die Abforderungen der MDR erfüllt.
Bei Gesprächen und vielen abgehaltenen MDR-Seminaren bekomme ich oft zu hören: „Dann muss ich ja dafür noch zwei Mitarbeiter in der Verwaltung einstellen“. Abgesehen davon, dass wir große Schwierigkeiten hätten, diese Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu finden, geht es eigentlich vielmehr darum, den Betrieb an die neuen Anforderungen anzupassen, damit eben nicht ein größerer personeller Aufwand entsteht. Wenn man aber betrachtet, wie bisher Technikerzettel ausgefüllt werden und wurden, ist die MDR-Dokumentation tatsächlich eine große Hürde.
Die Aufzeichnung von Technikerleistungen und Materialien habe ich bereits in meiner Ausbildung zum Zahntechniker 1990 in Papierform erlebt.
Was hat sich nicht alles in den letzten 33 Jahren verändert? Eine der größten Umbrüche stellen die etablierten digitalen Prozesse dar.
Was hat sich eigentlich fast gar nicht verändert? Die Art der Dokumentation geschieht nahezu überall in analoger Form auf Papier.
Es geht mir nicht darum, immer up-to-date zu sein, sondern es stellt sich die Frage, wie effizient wir in der internen Kommunikation sind. Können wir uns den zeitlichen Aufwand in Verwaltung eigentlich noch leisten, wenn Stunden um Stunden verbraucht wird, um Informationen für die Abrechnung und die MDR einzuholen? Sorgt dieser Zustand für ein entspanntes Arbeiten auch unter anspannten Situationen?

Fazit:
Was will ich mit diesem Artikel zum Ausdruck bringen?
Ich sehe Zahntechniker, die für Ihren Beruf „brennen“ und täglich hochqualitative handwerkliche Leistungen erbringen, aber gleichzeitig sehe ich auch eine gewisse Resignation.
Wer, wenn nicht wir, ist in der Lage, die individuelle Situation von innen heraus zu verändern? Lasst uns gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und richtig und vorteilhaft abrechnen!

Stefan Sander





Kommentare 0

Keine Kommentare
Schreibe jetzt einen Kommentar.